Social Media: Einfluss auf die seelische Gesundheit

Veröffentlicht am 18. Juli 2025 um 19:05

(sts)Wer kennt nicht das Gefühl der Erschöpfung nach ausgedehntem Surfen durch die sozialen Medien. So spannend es auch sein mag, die Beiträge der Onlinefreunde zu lesen, im Handumdrehen sind Stunden vergangen. Jeder hat sich sicher schon einmal vorgenommen, eine Pause bei Facebook, Instagram und Co. einzulegen. Den wenigsten gelingt es wirklich, denn Social Media hat Suchtpotenzial. Doch macht Social Media krank?

Eine eindeutige Antwort darauf ist noch nicht gefunden. Studien zeigen aber auf, dass Vorsicht in jedem Fall geboten ist. So hat eine Studie der Universitäten Arkansas und Pittsburgh über sechs Monate 1289 Studienteilnehmer zwischen 18 und 30 Jahren beobachtet. 990 von ihnen gaben zu Beginn der Studie an, keine depressiven Symptome zu haben. Am Ende, nach sechs Monaten, hatten 9,6 Prozent (95 Personen) entsprechende Symptome entwickelt. Außerdem waren die Studienteilnehmenden mit der intensivsten Social Media Nutzung um mehr als das 2-fache von den Symptomen betroffen als die 25 Prozent der Teilnehmenden, die Social Media am wenigsten nutzten. 1

Im Rahmen einer Langzeitstudie konnte ein Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Depression festgestellt werden. Von der Universität Montreal wurden 3.826 Jugendliche über einen Zeitraum von vier Jahren beobachtet. Im Ergebnis wiesen die Forscher einen Zusammenhang zwischen Fernsehen und Social Media und dem Auftreten depressiver Symptome nach.2 Die Forscher wiesen auch darauf hin, dass sich die Nutzer im Netz meist Inhalte anschauten, die zu ihrer Stimmung passten. Somit wurden die vorhandenen Gefühle verstärkt. Im Klartext bedeutet das, dass traurige Nutzer sich traurige Inhalte ansehen und damit ihre Traurigkeit festigen.

Die WHO geht davon aus, dass jeder zehnte Jugendliche ein problematisches Verhalten im Bereich der Internetnutzung zeigt. Dabei ist die Nutzung der Sozialen Medien bei Mädchen größer, das Online-Gaming wird eher von Jungen bevorzugt. 44 Prozent der 15-jährigen Mädchen gaben an, ständig online mit Freunden in Kontakt zu stehen.3

Um die Risiken zu mindern, die durch eine übertriebene Nutzung von Social Media entstehen können, kann die folgende Checkliste helfen. Auch Jugendliche können ihr Online-Verhalten damit kontrollieren. Am Ende eines Tages oder einer Woche sollten alle Punkte abgehakt sein. Diese Checkliste wird wirkungsvoller, wenn sie im Freundeskreis gemeinsam genutzt wird. Durch die Gruppe kann sich das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien verstärken. Die Checkliste eignet sich auch für Eltern mit Kindern und Jugendlichen, denn auch Erwachsene sind vor zu viel Bildschirmzeit nicht geschützt. Eltern können vorleben, dass der Umgang mit Medien bewusst geschehen kann. 

Checkliste Social Media-Nutzung

  1. Die sozialen Kontakte im realen Leben nehmen mehr Zeit ein als die digitalen Kontakte.
  2. Es gibt ein tägliches Limit für Social Media und Online-Gaming.
  3. Es gibt regelmäßig (täglich/ wöchentlich) medienfreie Zeiten, die auch eingehalten werden.
  4. Bei schlechter Stimmung bleiben Smartphone und PC ausgeschaltet. Stattdessen stehen reale Hobbys oder Outdoor-Aktivitäten auf dem Plan.
  5. In der letzten Stunde vor dem Einschlafen ist Bildschirmnutzung tabu.

 

Beim Nutzen einer Checkliste gilt, dass sie einen positiven Effekt haben soll. Wenn im betreffenden Zeitraum nicht alle Punkte abgehakt wurden, hat das nichts mit Unfähigkeit oder Versagen zu tun. Auf ein Neues! Wenn alle Punkte abgehakt sind, darf es auch eine kleine Belohnung geben. Diese Belohnung sollte nicht digitaler Art sein. 

 

Verwendete Quellen:

1

 Zeitliche Zusammenhänge zwischen Social-Media-Nutzung und Depression (2021).

Primack, Brian A. et al.

American Journal of Preventive Medicine, Band 60, Ausgabe 2: 179 – 188

2

Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Depression im Jugendalter (2019).

Boers E. , Afzali M.H. , Newton N. , Conrod P.  JAMA Pediatr. 2019,173(9): 853–859.

3

Jugendliche, Bildschirme und psychische Gesundheit: Neuer WHO-Bericht zeigt Notwendigkeit für gesündere Online-Gewohnheiten unter Jugendlichen auf (2024). Online unter https://www.who.int/europe/de/news/item/25-09-2024-teens--screens-and-mental-health, Abruf 18.07.2025.

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Christoph von Seckendorff
Vor 17 Stunden

Vielen Dank für diesen Beitrag. Er ist sehr hilfreich, wenn man sich Gedanken über zu viel Internetnutzung macht.

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