
(sts) Das eigene Verhalten ist Menschen sehr gut vertraut. Die meisten kennen ihre Vorlieben und Schwächen und wissen, was sie mögen. Jeder Mensch hat einen anderen Umgang mit Krisen. Zumindest in den Grundzügen weiß man, welche Verhaltensweisen man von sich selbst erwarten kann. Weicht das eigene Verhalten vom Gewohnten und Bekannten stark ab, gehen die Warnleuchten an. Es wird genau hingeschaut. So lernt ein Mensch, sich und seine eigene Entwicklung wahrzunehmen. Veränderungen sind normale Prozesse, die dadurch entstehen, dass ein Mensch reift. Auch unbekannte Situationen fordern häufig ein neues Verhalten.
Sobald aber jemand das Gefühl hat, seine Veränderung sei riskant oder nicht im gesunden Bereich, ist ein zweiter Blick notwendig. Dabei kann der Betroffene zuerst im eigenen Umfeld erfahren, ob er anders wahrgenommen wird als bisher. Freunde und Angehörige haben oft ein feines Gespür für problematische Veränderungen. Eine offene Frage wird sicher freundlich und aufrichtig beantwortet.
Auch eine konkrete Beobachtung und Dokumentation kann hilfreich sein. Stimmungsschwankungen, fehlende Motivation, Konzentrationsstörungen und weitere Aspekte können in ein Journal eingetragen werden. Das hat zwei Vorteile. Der Betroffene erkennt, ob es sich bei seiner Veränderung um wiederkehrende Symptome handelt, die auf eine seelische Krise hindeuten und außerdem kann er, im Falle eines Arztbesuchs, klare und hilfreiche Angaben machen.

Selbstverständlich hat jeder einmal eine traurige Phase. Die Motivation eines Menschen ist auch nicht konstant. An manchen Tagen möchte man gar nicht erst aufstehen. Doch wenn körperliche oder seelische Symptome mehrmals in kurzen Zeiträumen auftreten, könnte mehr dahinterstecken. Spätestens nach 14 Tagen mit ungewohnten Reaktionen und Gefühlen sollte ein Arzt oder ein Psychiater/ Psychotherapeut aufgesucht werden. Für eine erste Selbst-Einschätzung kann auch der „Selbsttest Depression“ der Deutschen Depressionshilfe gute Hinweise liefern. Dabei handelt es sich um den Gesundheitsfragebogen für PatientInnen ("PHQ-9"), der auch von Ärzten und Therapeuten für ihr Screening genutzt. Er kann direkt auf der Seite ausgefüllt werden, anonym und kostenlos.
Wichtig ist, dass das Ergebnis keine medizinische Diagnose ersetzt. Endgültige Klarheit bringt nur der Besuch bei einem Hausarzt, einem Facharzt für Psychiatrie/Psychotherapie/Nervenheilkunde oder einem Psychotherapeuten auf. Es ist sinnvoll, dass Ergebnis des Selbsttests zum Gespräch mitzunehmen, um einen Gesprächseinstieg zu finden.
Depressionen haben viele Gesichter und sind nicht immer leicht zu erkennen. Es gilt: Lieber zu früh als zu spät Hilfe suchen. Neben den häufigsten Haupt- und Nebensymptomen der Depression gibt es auch Arten der Erkrankung, die sich mit anderen Symptomen darstellen. Dazu gehört beispielsweise die versteckte Depression, die sich auf körperlicher Ebene zeigt.
„Bei einer versteckten Depression stehen die körperlichen Beschwerden im Vordergrund. Dazu zählen:
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Appetitlosigkeit
- Herzstechen, Herzklopfen, Beklemmung, Atemnot, Schwindel, Benommenheit
- gestörtes Sexualempfinden, Potenzschwierigkeiten, Zwischenblutungen
- Kreuz- und Genickschmerzen
- Kopfschmerzen, Tinnitus, Sehstörungen, Jucken oder Allergien, Haarausfall“ (1)
Da Betroffene und Laien selbst keine Diagnose erstellen können, sollten sie ihre Beobachtungen und Befürchtungen ernst nehmen und Unsicherheiten durch den Besuch bei einem Experten beseitigen lassen. Alle allgemein zugänglichen Angaben sich wichtig für die ersten Informationen. Expertenwissen ersetzen sie jedoch nicht. Nach einer ersten Selbst-Einschätzung kann auch eine Beratung beim Info-Telefon Depression eine E-Mail-Beratung, etwa der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention weitere hilfreiche Impulse geben.

(1) Quelle: https://www.dkv.com/gesundheit-themenwelt-psyche-depressionen.html
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